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Zschimmers "Erntezeit" jetzt im Salon

Text: Stadtchronist Felix Saul

Emil Zschimmer war vor gut 100 Jahren der Maler der Dübener Heide. Im Pensionsalter war er in Bad Schmiedeberg ein hoch geachteter, stattlicher Bürger von imposanter Erscheinung, in der Öffentlichkeit stets korrekt gekleidet mit Gehrock, Stock und Zylinder, dazu ein markantes Gesicht mit fülligem weißem Haar und weißem Vollbart. Er war Besitzer einer Villa im Kurviertel. Hier war sein Atelier, hier lebte er mit seiner Frau Cäcilie und verbrachte schaffensreich die letzten 20 Jahre seines Künstlerlebens.
Er wurde am 14. September1842 in Großwig (heute Ortsteil von Bad Schmiedeberg) als Sohn des Rittergutsbesitzers Johann August Zschimmer und dessen Ehefrau Auguste Henriette geboren. Nach der Grundschule besuchte von 1853 bis 1859 die Waisenhaus-Realschule in Halle, danach erlernte er die Musterzeichnerei in einer Kattunfabrik in Eilenburg. Zielstrebig auf seinem Weg bezog das junge Talent die Kunstschule in Weimar. Fleißig, wissbegierig und immer die Natur im Kopf, die er in jungen Jahren hier in der Dübener Heide intensiv erfahren konnte, studiert Zschimmer. Ein erstes Achtungszeichen setzt er 1866 mit einer prämierten landschaftlichen Komposition.
Unterbrochen werden seine Studien durch den Einzug zum Militärdienst und die Teilnahme am Deutsch-Französichen-Krieg.
Ein erster beachteter Durchbruch als Maler gelingt Zschimmer 1872 bei der Akademischen Kunstausstellung in Berlin mit dem Ölbild „Im Hochwalde“. 1875 geht Emil Zschimmer als Lehrer an die Zeichenschule Weimar. 1882 wird er als Lehrer für Freihandzeichnen an seine frühere Studienstätte, die Weimarer Kunstschule, berufen. Gleichzeitig wirkt er als Lehrer am Königlichen Gymnasium im Erfurt. Seine Bilder finden Aufmerksamkeit, er ist oft Gast am Hofe zu Weimar, man kennt ihn in den Künstlerkreisen in Hamburg und Bremen. Mit dem bekannten Kunstliebhaber Reeder Loesener war er eng befreundet. Im Jahre 1890 wird sein langjähriges künstlerisches Schaffen, sein engagiertes Wirken in der Ausbildung und Förderung junger Menschen, mit der Verleihung des Titels „Professor“ durch den Landesherren Großherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach, gewürdigt. Bald darauf wirft Professor Emil Zschimmer alles über Bord. Er gibt seine Lehrämter und Privilegien in Erfurt und in Weimar auf und zieht sich endgültig an die Stätte seiner Kindheit zurück. Hier kann er nun frei sein Leben als Maler und Künstler leben. Es entstehen eine Vielzahl von größeren und kleineren Werken. Fast 75-jährig starb Professor Emil Zschimmer am 23. Januar 1917. Wenige Monate vor seinem Tod fielen beide Söhne an der französischen Front im I. Weltkrieg. Seine Frau Cäcilie führte das Künstlerhaus noch einigen Jahre unter dem Namen „Villa Professor Zschimmer“ als Pension für Kurgäste.
Die Zschimmersche Grabstätte befindet sich auf dem Bad Schmiedeberger Friedhof, vorderer Teil, direkt am Hauptweg. Der Bad Schmiedeberger Wohltätigkeitsverein widmet sich mit der Friedhofsverwaltung dankenswerterweise der Pflege der Grabstelle.
Bei der Umbenennung einiger Straßen nach 1990 wurde auf Vorschlag von Heimatfreunden eine Straße nach dem bedeutenden Sohn der Stadt benannt. Damit bleibt Zschimmer unvergessen.
Zschimmers Bilder sind weit verstreut. Sie befinden sich in Museen oder sind im Privatbesitz. Im Salon Hauswald des Kurmittelhauses hängen mittlerweile drei seiner Landschaftsbilder.

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